De Fraun hams schwerer, darum helfsch den in de Latschen!
Biddln, bis die Hüfte kracht
Von Von Peter Ufer
Sie kommt nicht mehr fort. Es ist die Hüfte, die sie am Gehen hindert. Die Coxarthrose hält sie auf, und Tante graucht nur noch rum.
Ihr Kriechen bezeichnet eine von vielen sächsischen Fortbewegungsarten. Die Grundform, Punkt A zu verlassen, um Punkt B zu erreichen heißt in Sachsen jedoch: Loofen. Der Sachse blieb beim Althochdeutschen Louffan, ließ sich von späteren Lautverschiebungen nicht beeinflussen. Loofen geschieht Schritt für Schritt.
Meist jedoch latscht dorr Sachse durch dä Geschend.Latschn beschreibt schlaffes, nachlässiges Gehen. Möglicherweise bezieht es sich auf lasch, eher aber auf die Latschn, die abgetretenen Schuhe. Muss es schneller gehen, pehst der Sachse los. Hier verlässt er den aufrechten Gang, beugt sich leicht nach vorn und rennt. Bis er jabbst.
Das Gegenteil von Pehsn ist Schlürfn, eine geräuschvolle Fortbewegungsart, bei der die Schuhsohlen am Boden schleifen. Vor allem Kindern wird es untersagt, dä Latschn schlürfn zu lassn. Es stört nicht nur, sondern ist zugleich Ausdruck einer Null-Bock-Mentalität. Verboten wird dem Kinde auch das Sabbn oder Sappn. Hier läuft der Nachwuchs bewusst durch Schlamm oder und Wasser. Sabbn beschreibt zudem einen derben, schweren Schritt. Schlürfen und Sabbn sind jedoch nicht ohne, denn mit diesem Laufverhalten drückt der Sachse gern seinen Unmut aus. Geht es ins Drambln über, kann er zum Schrittmacher werden.
Eher unorientiert bewegt sich der Sachse beim Dorgln oder Torkeln. Der Torkel war einst der Weinkelter und so erklärt sich das Taumelwort schnell. Während dies vor allem die Bewegung des Mannes ist, gehen Frauen biddln. Dieses endlose, ziellose, leider nie erfolglose Schlendern ist ausschließlich feminin und den Sammlerinnen vorbehalten. Bis sie eines Tages nicht mehr aus der Hüfte kommen.